03001 Das Konzept Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Begriff Nachhaltigkeit und was er für Unternehmen bedeutet, gibt Beispiele für gelungene Umsetzungen und Tipps für die Erstellung von Betriebsvereinbarungen zum Thema. Arbeitshilfen: von: |
1 Einführung
Die „Brundtland-Kommission” der Vereinten Nationen hat im Jahr 1987 definiert, dass eine Entwicklung nachhaltig ist, wenn sie „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können” ( [1] , S. 51). Der Bericht entwickelte erstmals ein Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung, ökologische, soziale und ökonomische Probleme wurden in ihre globalen Zusammenhänge gestellt.
Starke Nachhaltigkeit
Zu Beginn des Diskurses um Nachhaltigkeit standen ökologische Aspekte im Mittelpunkt. Inzwischen ist der Diskurs um Nachhaltigkeit und Wirtschaft breit gefächert: Kapitalismuskritik, sozial-ökologische Transformation, Nachhaltigkeit als Business Case etc. Gegenwärtig wird von einer Gleichrangigkeit der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales ausgegangen. Allerdings entstehen bei einer solchen Betrachtung Zielkonflikte. Ein anderer Ansatz stellt die Gleichrangigkeit infrage und unterscheidet zwischen starker und schwacher Nachhaltigkeit. Merkmal starker Nachhaltigkeit ist es, das Naturkapital zu erhalten und das Wirtschaftssystem an diesem Erhalt des Naturkapitals mit auszurichten [2] .
Zu Beginn des Diskurses um Nachhaltigkeit standen ökologische Aspekte im Mittelpunkt. Inzwischen ist der Diskurs um Nachhaltigkeit und Wirtschaft breit gefächert: Kapitalismuskritik, sozial-ökologische Transformation, Nachhaltigkeit als Business Case etc. Gegenwärtig wird von einer Gleichrangigkeit der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales ausgegangen. Allerdings entstehen bei einer solchen Betrachtung Zielkonflikte. Ein anderer Ansatz stellt die Gleichrangigkeit infrage und unterscheidet zwischen starker und schwacher Nachhaltigkeit. Merkmal starker Nachhaltigkeit ist es, das Naturkapital zu erhalten und das Wirtschaftssystem an diesem Erhalt des Naturkapitals mit auszurichten [2] .
Schwache Nachhaltigkeit
Schwache Nachhaltigkeit liegt dann vor, wenn sich ein System als Ganzes zumindest in der Summe nicht verschlechtert. Schwache Nachhaltigkeit ist eine Art Minimalbedingung für Nachhaltigkeit im Sinne des Erhalts eines bestimmten Niveaus z. B. an Wohlfahrt oder Lebensqualität.
Schwache Nachhaltigkeit liegt dann vor, wenn sich ein System als Ganzes zumindest in der Summe nicht verschlechtert. Schwache Nachhaltigkeit ist eine Art Minimalbedingung für Nachhaltigkeit im Sinne des Erhalts eines bestimmten Niveaus z. B. an Wohlfahrt oder Lebensqualität.
Nicht zuletzt bearbeiten Unternehmen Nachhaltigkeitsthemen im Rahmen von Corporate Social Responsibility (CSR) als freiwilliges und managementgesteuertes Engagement. CSR steht dafür, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung in ihren Kerngeschäftsfeldern wahrnehmen. Es ist eine freiwillige Selbstverpflichtung zu verantwortlichem Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Einkauf, Transport, Produktion, Konsum, Entsorgung etc. Gemeint sind langfristige Strategien zur Unternehmensentwicklung, um ökonomische, soziale und ökologische Ziele einzubeziehen. Diese Verantwortung soll über die ohnehin gesetzlich verpflichtenden Anforderungen hinaus wahrgenommen werden. Leider bleiben nicht wenige Organisationen hinter ihren formulierten Ansprüchen zurück. Nicht zuletzt fehlen Sanktionen bei Regelverstößen. [3] [4]
Zielkonflikte
Wenn im arbeitsweltlichen Kontext soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen von Nachhaltigkeit gleichermaßen berücksichtigt werden sollen, gibt es Zielkonflikte, z. B. bei der Entscheidung über Standortverlagerungen vor dem Hintergrund von Produktionskosten, Umweltaspekten und Arbeitsplatzsicherheit. Kurzfristige shareholderorientierte Ziele stehen häufig im Gegensatz zu langfristigen stakeholderorientierten Zielen, die eher sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsdimensionen zugeordnet werden können. [5]
Wenn im arbeitsweltlichen Kontext soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen von Nachhaltigkeit gleichermaßen berücksichtigt werden sollen, gibt es Zielkonflikte, z. B. bei der Entscheidung über Standortverlagerungen vor dem Hintergrund von Produktionskosten, Umweltaspekten und Arbeitsplatzsicherheit. Kurzfristige shareholderorientierte Ziele stehen häufig im Gegensatz zu langfristigen stakeholderorientierten Zielen, die eher sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsdimensionen zugeordnet werden können. [5]
Zielkonflikte verstärken sich womöglich, wenn zusätzlich Generationenperspektiven berücksichtigt werden, z. B. bei der Bewertung der Rolle des Klimawandels für die eigene Lebensqualität. Die Einschätzungen von jungen und älteren Menschen gehen hier durchaus auseinander.
Kriterien für nachhaltige Unternehmen
Die Ausrichtung an Nachhaltigkeit hat Auswirkungen auf alle Bereiche des nachhaltigen Unternehmens und kann sich zum Beispiel an folgenden Punkten festmachen lassen [6] :
Die Ausrichtung an Nachhaltigkeit hat Auswirkungen auf alle Bereiche des nachhaltigen Unternehmens und kann sich zum Beispiel an folgenden Punkten festmachen lassen [6] :
• | „Es gibt im Unternehmen ein mehrdimensionales Konzept zur Nachhaltigkeit mit klaren Verantwortlichkeiten. |
• | Der Stakeholder-Value ist ein wichtiges Element für das Management. |
• | Das Unternehmen hat ein Leitbild und eine Nachhaltigkeitsstrategie, die eine Umsetzung der Ziele befördert. |
• | Ressourcenschutz und Verminderung der Umweltbelastung sind wichtige Kriterien für das Unternehmen. |
• | Faire Arbeitsbedingungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Vielfalt, Chancengleichheit sind Teile der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens. |
• | Die Mitarbeiter/-innen und andere Stakeholder sind an der Entscheidungsfindung im Unternehmen beteiligt. Hierzu sind unterschiedliche Formen von Beteiligungen in Aufsichtsräten, durch Betriebsräte, Gewerkschaften oder auch Multi-Stakeholder-Beratungsgremien möglich. |
• | Es gibt ein transparentes und veröffentlichtes Reporting für finanzielle und nicht finanzielle Kennzahlen. |
• | Es gibt konkrete Zielsetzungen und Messkriterien für die Erreichung der Ziele. |
• | Das Unternehmen setzt gezielt Anreize, um seine Nachhaltigkeit zu verbessern. Dies umfasst auch die Vergütung des Managements. |
• | Die Eigentümer des Unternehmens (also die Shareholder) sind als langfristig orientierte Investoren nicht nur an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert, sondern verfolgen ebenfalls nachhaltige Ziele.” |
Freiwillige Selbstverpflichtungen
Freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen zu bestimmten Standards sollen die Eigenverantwortung von Unternehmen stärken und mehr Verbindlichkeit schaffen. Unternehmen weisen häufig in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung darauf hin, dass bestimmte Standards anerkannt werden. Allerdings ist Selbstregulierung auf Basis solcher Standards sehr verschieden. Bei vielen Standards fehlen nicht selten Kontrollmechanismen, um die Umsetzung zu überwachen, sowie Sanktionen bei Nichteinhaltung.
Freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen zu bestimmten Standards sollen die Eigenverantwortung von Unternehmen stärken und mehr Verbindlichkeit schaffen. Unternehmen weisen häufig in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung darauf hin, dass bestimmte Standards anerkannt werden. Allerdings ist Selbstregulierung auf Basis solcher Standards sehr verschieden. Bei vielen Standards fehlen nicht selten Kontrollmechanismen, um die Umsetzung zu überwachen, sowie Sanktionen bei Nichteinhaltung.
• | die Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit (ILO-Kernarbeitsnormen), |
• | die dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), |
• | die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, |
• | die Ziele für nachhaltige Entwicklung (sustainable development goals) der Vereinten Nationen, |
• | die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. |
• | Global Reporting Initiative (GRI) ist ein internationales Netzwerk, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu messen, zu verstehen, zu verbessern und darüber zu berichten. |
• | UN Global Compact ist eine Initiative der Vereinten Nationen mit dem Ziel, die Weltwirtschaft gerecht und nachhaltig zu gestalten. Alle Unternehmen im UN Global Compact sind verpflichtet, ihren Fortschritt bei der Umsetzung der 10 Prinzipien und ihre Aktivitäten zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung zu berichten. |
• | Darüber hinaus gibt es eine Reihe von ISO Normen, die Organisationen dabei unterstützen nachhaltiger zu werden: ISO 14001, ISO 50001, ISO 26000, ISO 30414. |
Nachhaltigkeitsberichterstattung
Zentral für die aktualisierte EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung (engl. „Corporate Sustainability Reporting Directive”, Richtlinie (EU) 2022/2464) sind einheitliche Berichtsstandards, die von Unternehmen anzuwenden sind (s. Kap. 01001). Diese Richtlinie wurde im Jahr 2022 umfassend überarbeitet. Seit 2017 ist die Berichterstattung über nicht-finanzielle Kennzahlen für große börsennotierte Unternehmen sowie für große Finanzdienstleister Pflicht.
Zentral für die aktualisierte EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung (engl. „Corporate Sustainability Reporting Directive”, Richtlinie (EU) 2022/2464) sind einheitliche Berichtsstandards, die von Unternehmen anzuwenden sind (s. Kap. 01001). Diese Richtlinie wurde im Jahr 2022 umfassend überarbeitet. Seit 2017 ist die Berichterstattung über nicht-finanzielle Kennzahlen für große börsennotierte Unternehmen sowie für große Finanzdienstleister Pflicht.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelte sich aus der Umweltberichterstattung. Ende der 1980er Jahre veröffentlichten Chemiekonzerne erste Umweltberichte. Dem waren Umweltskandale vorausgegangen. Die Branche sah sich starker öffentlicher Kritik ausgesetzt. Auch kleine und mittelständische Vorreiterunternehmen berichteten früh über ihre herausragenden Aktivitäten im Umweltschutz. Seit der Einführung der EG-Öko-Audit-Verordnung (EMAS) im Jahr 1995 wurden zahlreiche Umwelterklärungen erstellt. Ende der 1990er Jahre wurden die Nachhaltigkeitsberichte um soziale und ökonomische Themen erweitert. Dazu gehören auch Personal- und/oder Sozialberichte. Inzwischen ist die Berichterstattung über die Umweltschutzaktivitäten und soziale Belange bei großen Unternehmen deutlich weiter verbreitet als die reine Umweltberichterstattung. Allmählich entwickelt sich ein Konsens darüber, über welche Themen berichtet werden sollte.
Sorgfaltspflicht in der Lieferkette
Die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2011, der abgeleitete nationale Aktionsplan der Bundesregierung zu Wirtschaft und Menschenrechten (NAP) sowie das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten aus dem Jahr 2021 konkretisieren die Anforderungen an Unternehmen zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette.
Die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2011, der abgeleitete nationale Aktionsplan der Bundesregierung zu Wirtschaft und Menschenrechten (NAP) sowie das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten aus dem Jahr 2021 konkretisieren die Anforderungen an Unternehmen zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette.
Relevant für Aufsichtsräte
Für Aufsichtsräte ist Nachhaltigkeit von Belang. Wertmanagement und Ethikfragen stehen in einem Zusammenhang mit guter Unternehmensführung (good corporate governance). Hinzu kommt, dass der Aufsichtsrat in Unternehmen, die unter die Berichtspflicht zur nicht finanziellen Berichterstattung fallen, eine Prüfpflicht für entsprechende Berichte und Erklärungen hat. Im Rahmen der Prüfpflicht müssen Vertreter/-innen im Aufsichtsrat die Berichterstattung über soziale, ökologische und ökonomische Kontexte kontrollieren.
Für Aufsichtsräte ist Nachhaltigkeit von Belang. Wertmanagement und Ethikfragen stehen in einem Zusammenhang mit guter Unternehmensführung (good corporate governance). Hinzu kommt, dass der Aufsichtsrat in Unternehmen, die unter die Berichtspflicht zur nicht finanziellen Berichterstattung fallen, eine Prüfpflicht für entsprechende Berichte und Erklärungen hat. Im Rahmen der Prüfpflicht müssen Vertreter/-innen im Aufsichtsrat die Berichterstattung über soziale, ökologische und ökonomische Kontexte kontrollieren.