02303 Naturnah gestaltete Firmengelände – Gewinn für Sie und die Natur
Die naturnahe Gestaltung von Außenflächen und Gebäudehüllen leistet einen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität. Darüber hinaus ist sie ein wertvolles Instrument zur Anpassung an Klimawandelfolgen, das gleichzeitig die Aufenthaltsqualität auf dem Firmengelände erhöht.
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Vorabüberlegungen und Grundlagen des naturnahen Gestaltens. Anhand konkreter Vorschläge mit praxisnahen Umsetzungshinweisen können die ersten Maßnahmen auf dem Firmengelände ergriffen werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Pflege der Elemente, da sie häufig der kritische Punkt für den Erfolg einer Maßnahme ist. Die beste Konzeption und Umsetzung kann ohne richtige Pflege kaum bestehen. von: |
1 Problem- und Zielstellung – Realität vs. Zukunftsvision
Die Arten- und Klimakrise gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Artenreiche Ökosysteme sind die Voraussetzung für unser Leben und unsere Lebensqualität. Die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft ist untrennbar mit der Leistungsfähigkeit der Natur verbunden, denn natürliche Ressourcen dienen beispielsweise als Nahrungsmittel, industrieller Rohstoff und Baumaterial. Gesunde Ökosysteme binden Kohlenstoff, produzieren Sauerstoff, verhindern Erosion und filtern Wasser.
Immer mehr Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft bewusst und werten ihre Firmenflächen ökologisch auf. Jeder Schritt zur ökologischen Gestaltung zählt – auch vor der eigenen (Firmen-)Tür. Die neu eingeführte CSRD-Berichterstattungspflicht unterstützt diesen Prozess.
Dramatischer Artenverlust
Bekannte Studien wie die sogenannte „Krefeld-Studie” [1] zeigen, dass im Zeitraum von 1989 bis 2014 die Biomasse von Insekten in deutschen Schutzgebieten um 76 Prozent zurückgegangen ist. Besonders betroffen sind die sogenannten Spezialisten, also Arten, deren Lebensraum- oder Nahrungsansprüche auf bestimmte Parameter wie spezielle Futterpflanzen begrenzt sind.
Bekannte Studien wie die sogenannte „Krefeld-Studie” [1] zeigen, dass im Zeitraum von 1989 bis 2014 die Biomasse von Insekten in deutschen Schutzgebieten um 76 Prozent zurückgegangen ist. Besonders betroffen sind die sogenannten Spezialisten, also Arten, deren Lebensraum- oder Nahrungsansprüche auf bestimmte Parameter wie spezielle Futterpflanzen begrenzt sind.
Ähnliche Trends zeigen sich bei Vögeln. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei den Feldvögeln. Die Bestände der Feldlerche sind seit 1980 um über die Hälfte zurückgegangen, Bestände von Kiebitz und Rebhuhn sogar um über 90 Prozent (Stand 2022). Da viele Vögel direkt von Insekten als Futterquelle abhängen, ist diese Entwicklung nicht überraschend.
Jede*r kann aktiv werden!
Gründe für den Artenschwund gibt es einige. Die gewichtigsten sind einerseits die Intensivierung der Landwirtschaft und damit einhergehend der Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung. Andererseits der Lebensraumverlust, der durch Flächenversiegelung und Infrastrukturprojekte entsteht. Auch die für unsere Natur und Arten oftmals wertlose Gestaltung von Gärten und Firmenflächen trägt zum Artenverlust bei.
Gründe für den Artenschwund gibt es einige. Die gewichtigsten sind einerseits die Intensivierung der Landwirtschaft und damit einhergehend der Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung. Andererseits der Lebensraumverlust, der durch Flächenversiegelung und Infrastrukturprojekte entsteht. Auch die für unsere Natur und Arten oftmals wertlose Gestaltung von Gärten und Firmenflächen trägt zum Artenverlust bei.
Neben Schutzgebietsflächen und Flächen in der „freien Landschaft” bieten auch besiedelte Bereiche Chancen, den Folgen der Natur- und Klimakrise entgegenzuwirken. Städte können Biodiversitäts-Hotspots sein und bestimmten Arten als Lebensraum dienen. Allerdings gefährden die zunehmende Versiegelung, Gebäudesanierung ohne Rücksicht auf gebäudebewohnende Arten, Lichtverschmutzung sowie Vogelschlag an Glasflächen unsere Tiere.
Als Resultat gibt es immer weniger Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen für unsere Tierwelt. Das massive Artensterben bedroht auch uns Menschen. Denn durch den Verlust von Arten werden unsere Ökosysteme und deren Funktionen wie die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser, die Bestäubung von Nahrungspflanzen oder das Wachstum natürlicher Ressourcen stark beeinträchtigt.
Potenzial Ihrer Firmenflächen nutzen
Unversiegelte Flächen, die ökologisch „brach liegen” (wie die unendliche Anzahl an kurz gemähten Rasenflächen), werden immer bedeutsamer. Jeder Quadratmeter, der ökologisch aufgewertet wird, kann als Trittsteinbiotop dienen, was im Verbund mit weiteren solcher Biotope einen großen Mehrwert für die Artenvielfalt schaffen kann.
Unversiegelte Flächen, die ökologisch „brach liegen” (wie die unendliche Anzahl an kurz gemähten Rasenflächen), werden immer bedeutsamer. Jeder Quadratmeter, der ökologisch aufgewertet wird, kann als Trittsteinbiotop dienen, was im Verbund mit weiteren solcher Biotope einen großen Mehrwert für die Artenvielfalt schaffen kann.
Oftmals fehlt jedoch das fachliche Know-how, um eine kurz gemähte Rasenfläche in einen üppigen Kräuterrasen zu verwandeln, das schöne Wildstaudenbeet langfristig zu erhalten oder eine Insektennisthilfe fachgerecht umzusetzen.
Es gibt viele Möglichkeiten, Firmenflächen ökologisch aufzuwerten. Der Fokus dieses Beitrags liegt auf leicht umsetzbaren Maßnahmen und liefert ausführliche Hinweise zur Umsetzung und Pflege, damit die Elemente dauerhaft bestehen bleiben können. Dem Beitrag zugrunde liegt die Broschüre NABU-Umfeldberatung: Flächen ökologisch gestalten. Ein Maßnahmenkatalog für die Praxis des NABU-Bundesverbands. Diese wurde vom Team NABU-Umfeldberatung erstellt und ist im NABU-Shop erhältlich.
2 Mehrwert – für Sie und die Natur!
Blühende Staudenbeete statt Schotterwüsten, Margeriten und Flockenblumen statt monotoner Rasenflächen, kleine Blaumeisen, die durch die Zweige der Wildobststräucher hüpfen – ein naturnah angelegtes Firmengelände schafft (neuen) Lebensraum für Flora und Fauna und bietet unseren Tieren Nahrung und Rückzugsort. Bestehende Lebensräume werden geschützt, neue geschaffen. Auch uns Menschen bieten sich dadurch viele Vorteile. Ein naturnahes Firmengelände sieht ansprechend aus, überrascht uns mit immer neuen Blühaspekten, bietet Einblicke in die Lebenswelt unterschiedlicher Tiere und verbessert die Aufenthaltsqualität. Eine naturnahe Gestaltung ist ein unmittelbarer und sichtbarer Einsatz für den Artenschutz direkt „vor der (Firmen-)Tür” und wird als glaubwürdiges und wirksames Engagement wahrgenommen. So können Firmen mit naturnah gestalteten Außenflächen Vorbild sein für andere Unternehmen und als Leuchtturmprojekt dafür sorgen, dass sich weitere Unternehmen für die Biodiversität stark machen (s. Abb. 1).
Der Einsatz für unsere Natur lohnt sich – auf vielen Ebenen!
Abb. 1: Naturnah gestaltete Firmengelände bieten zahlreiche Vorteile – für uns Menschen und für die Artenvielfalt! [2]
3 Von der Planung zur gelungenen Umsetzung
Bevor mit der Umsetzung der Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung begonnen wird, sollte der Bestand analysiert, die Wünsche besprochen und ein Konzept entwickelt werden. In diesem wird festgelegt, welches Element wo geeignet ist und Sinn ergibt. Eine Planung ermöglicht eine erfolgreiche und dauerhafte Umsetzung, wenn sie an die individuell vorhandene Situation angepasst wird. Ohne Konzept können noch so gut gemeinte Maßnahmen oftmals nicht ihr volles Potenzial entwickeln und es kann zu vermeidbaren Problemen kommen:
Ein neu gepflanzter Baum verschattet im Laufe seiner Entwicklung das Sandbeet, die Wildblumenwiese entwickelt sich zu einer Graslandschaft, der Aufenthaltsbereich für die Mitarbeitenden ist im Sommer nicht nutzbar, weil kein Schatten vorhanden ist, oder die Vogelschutzhecke reicht nach zwei Jahren zu nah an den Zaun heran.
Ein guter Plan ist essenziell
Bei gutem Vorwissen, räumlichem Vorstellungsvermögen und einem Blick für funktionierende und ansprechende Gestaltung kann die Konzeption selbst erstellt werden. Andernfalls sollten Fachpersonen hinzugezogen werden, wie das Expert*innen-Team der NABU-Umfeldberatung.
Bei gutem Vorwissen, räumlichem Vorstellungsvermögen und einem Blick für funktionierende und ansprechende Gestaltung kann die Konzeption selbst erstellt werden. Andernfalls sollten Fachpersonen hinzugezogen werden, wie das Expert*innen-Team der NABU-Umfeldberatung.
Ein nach ökologischen Gesichtspunkten angelegtes Gelände entwickelt sich mit der Zeit immer weiter. Ein guter Plan bewahrt vor groben Fehlern.
4 Grundlagen des naturnahen Gestaltens
Die ökologische Aufwertung von Flächen bietet individuelle Möglichkeiten für verschiedene Ansprüche, die von zahlreichen Faktoren wie Nutzungsart, Standort etc. abhängig sind. Damit ein echter Mehrwert entsteht, sind einige Voraussetzungen zu bedenken und einzuhalten. Sie bilden die Rahmenbedingungen für die ökologische Flächenaufwertung. Werden sie nicht beachtet, können selbst gut umgesetzte Maßnahmen ihre Wirkung nicht entfalten oder es entsteht Schaden an anderer Stelle, was die Umsetzung ökologischer Maßnahmen infrage stellt.