02301 Biodiversität und Biodiversitätsschutz
Ihre Bedeutung für Unternehmen und den betrieblichen Gesundheitsschutz
Dieser Beitrag stellt kompakt die zahlreichen Zusammenhänge vor, die zwischen unterschiedlichen Aspekten von Biodiversität einerseits und dem wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen, dem volkswirtschaftlichen Nutzen und der Gesundheit von Beschäftigten andererseits bestehen. Der Beitrag erklärt daher zunächst die gesundheitlichen Gefahren für Menschen und Gesellschaften, die sich aus dem Zusammenspiel von Globalisierung, Klimawandel, Naturzerstörung und Veränderungen der Biodiversität ergeben. Danach erläutert er die Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts für die Wirtschaft. Schließlich klärt er auf, was Unternehmen tun können, um Biodiversitätsschutz und Gesundheitsförderung für die eigenen Beschäftigten sinnvoll miteinander zu verbinden. von: |
1 Einleitung: Zusammenhang von Klimawandel und Biodiversitätsverlust
Die gegenwärtigen globalen Krisen wie der Klimawandel, die Umweltzerstörung und die Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten und ihren Lebensräumen sind die größten Herausforderungen für die Gesundheit der Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Krankheiten, die mit diesen Krisen unmittelbar in Verbindung stehen, nehmen weltweit zu. Es klingt für viele Menschen vielleicht etwas esoterisch, aber es lässt sich nicht mehr leugnen: Die menschliche Gesundheit ist untrennbar mit der „planetaren Gesundheit” (Planetary Health) verbunden.
Planetary Health
Planetary Health steht für ein seit den Nullerjahren entwickeltes wissenschaftliches Konzept, das die menschliche Gesundheit in Zusammenhang und in enger Wechselbeziehung mit den natürlichen und ökologischen Systemen der Erde sowie den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen analysiert und Lösungsmöglichkeiten für die zunehmenden Problemlagen wie Hitzewellen, Unwetterkatastrophen, Trockenperioden oder die Ausbreitung von Infektionskrankheiten infolge des Klimawandels und der Zerstörung von Ökosystemen und der damit zusammenhängenden Ausrottung von Pflanzen- und Tierarten sucht [1] .
Planetary Health steht für ein seit den Nullerjahren entwickeltes wissenschaftliches Konzept, das die menschliche Gesundheit in Zusammenhang und in enger Wechselbeziehung mit den natürlichen und ökologischen Systemen der Erde sowie den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen analysiert und Lösungsmöglichkeiten für die zunehmenden Problemlagen wie Hitzewellen, Unwetterkatastrophen, Trockenperioden oder die Ausbreitung von Infektionskrankheiten infolge des Klimawandels und der Zerstörung von Ökosystemen und der damit zusammenhängenden Ausrottung von Pflanzen- und Tierarten sucht [1] .
Dimensionen der Biodiversität-Mensch-Beziehungen
In Bezug auf die Biodiversität entfaltet sich die Gefährdung der „planetaren Gesundheit” vor dem Hintergrund des Themas dieses Beitrags auf zwei Ebenen. Erstens entstehen infolge der Ausbreitung von invasiven Arten, die aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen der Globalisierung, des Klimawandels und der Zerstörung ihrer Ökosysteme neue Lebensräume besiedeln, auch in Europa immer mehr gesundheitliche Gefahren und Gefährdungen, die natürlich die Belegschaften in den Unternehmen bedrohen. Zweitens verlieren Unternehmen und Gesellschaften durch den Biodiversitätsverlust wichtige wirtschaftliche und medizinische Ressourcen. Der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen hängt also unmittelbar mit funktionierenden Ökosystemen zusammen. Für diese globalen Probleme müssen Lösungen gefunden werden. Unternehmen können durch eigene Maßnahmen wesentlich zur Lösungsfindung beitragen, indem sie Biodiversität und Ökosysteme erhalten und fördern, was wiederum positive gesundheitliche Auswirkungen auf die eigenen Beschäftigten und die Menschen an den Betriebsstandorten haben kann [2] .
In Bezug auf die Biodiversität entfaltet sich die Gefährdung der „planetaren Gesundheit” vor dem Hintergrund des Themas dieses Beitrags auf zwei Ebenen. Erstens entstehen infolge der Ausbreitung von invasiven Arten, die aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen der Globalisierung, des Klimawandels und der Zerstörung ihrer Ökosysteme neue Lebensräume besiedeln, auch in Europa immer mehr gesundheitliche Gefahren und Gefährdungen, die natürlich die Belegschaften in den Unternehmen bedrohen. Zweitens verlieren Unternehmen und Gesellschaften durch den Biodiversitätsverlust wichtige wirtschaftliche und medizinische Ressourcen. Der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen hängt also unmittelbar mit funktionierenden Ökosystemen zusammen. Für diese globalen Probleme müssen Lösungen gefunden werden. Unternehmen können durch eigene Maßnahmen wesentlich zur Lösungsfindung beitragen, indem sie Biodiversität und Ökosysteme erhalten und fördern, was wiederum positive gesundheitliche Auswirkungen auf die eigenen Beschäftigten und die Menschen an den Betriebsstandorten haben kann [2] .
Kantinenessen für Klima- und Naturschutz
Das Thema wird somit auch Gegenstand für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Ein an der Perspektive von Planetary Health und somit an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ausgerichtetes BGM kann dazu beitragen, gesundheitliche Belastungen zu reduzieren sowie die physische und psychische Resilienz der Beschäftigten im Umgang mit der Klima- und Biodiversitätskrise zu stärken. Maßnahmen zum Biodiversitäts- und Klimaschutz haben häufig positive Auswirkungen auf die Gesundheit [2] . Ein Beispiel ist das Kantinenessen in den Betrieben: Durch eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährungsweise helfen Unternehmen nicht nur die Treibhausgasemissionen zu senken, sondern ebenso den Verbrauch von Land, Vegetation und Wasser zu reduzieren. Durch den niedrigen Ressourcenverbrauch leisten die Unternehmenskantinen somit einen Beitrag zum Schutz des Klimas, der Ökosysteme sowie zum Erhalt der in den Ökosystemen lebenden Arten.
Das Thema wird somit auch Gegenstand für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Ein an der Perspektive von Planetary Health und somit an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ausgerichtetes BGM kann dazu beitragen, gesundheitliche Belastungen zu reduzieren sowie die physische und psychische Resilienz der Beschäftigten im Umgang mit der Klima- und Biodiversitätskrise zu stärken. Maßnahmen zum Biodiversitäts- und Klimaschutz haben häufig positive Auswirkungen auf die Gesundheit [2] . Ein Beispiel ist das Kantinenessen in den Betrieben: Durch eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährungsweise helfen Unternehmen nicht nur die Treibhausgasemissionen zu senken, sondern ebenso den Verbrauch von Land, Vegetation und Wasser zu reduzieren. Durch den niedrigen Ressourcenverbrauch leisten die Unternehmenskantinen somit einen Beitrag zum Schutz des Klimas, der Ökosysteme sowie zum Erhalt der in den Ökosystemen lebenden Arten.
Was ist Biodiversität?
Biodiversität umfasst drei Hauptbereiche:
Biodiversität umfasst drei Hauptbereiche:
• | Die Artenvielfalt: Sie bezeichnet die Vielfalt der auf der Welt lebenden Arten von Tieren, Wild- und Kulturpflanzen, Pilzen, Algen, Bakterien und Viren. |
• | Die genetische Vielfalt: Sie bezeichnet die Unterschiede zwischen Individuen derselben Art etwa im Hinblick auf Größe, Gestalt und Farbe. |
• | Die Vielfalt der Ökosysteme: Sie bezeichnet die unterschiedlichen Lebensräume wie Ozeane, Wälder oder Savannen/Steppen mitsamt den in ihnen lebenden Arten, die wechselseitige Beziehungen zueinander unterhalten. |
2.1 Gefahren durch Ökosystemvernichtung
Doch während der Zusammenhang zwischen gesunder Kantinenernährung und Schutz von Klima und Natur ein eher indirekter ist, gibt es eine Dimension der Biodiversitätszerstörung, die unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit von Gesellschaften und Menschen hat. Ironischerweise nimmt in manchen Regionen nämlich die Biodiversität infolge von Naturzerstörung und Klimawandel zu, weil sich neue Pflanzen, Tiere, Viren oder Bakterien aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in alle Welt ausbreiten und neue Regionen erobern.
Ökosystemvernichtung bedroht Gesundheit
Dabei bilden Globalisierung, Klimawandel und globale Naturzerstörung einen verhängnisvollen Teufelskreislauf, treten zunehmend in Wechselwirkung miteinander und verstärken sich gegenseitig. Dazu an dieser Stelle nur zwei Beispiele:
Dabei bilden Globalisierung, Klimawandel und globale Naturzerstörung einen verhängnisvollen Teufelskreislauf, treten zunehmend in Wechselwirkung miteinander und verstärken sich gegenseitig. Dazu an dieser Stelle nur zwei Beispiele:
• | Neue ZoonosenBei der Kultivierung des Landes kommen Menschen in unmittelbaren Kontakt mit Tieren, die als Überträger gefährlicher Krankheiten fungieren. Die meisten Infektionen werden durch Mückenstiche verursacht. Aber auch die Aus- und Wechselwirkungen mit anderen sogenannten Zoonosen, d. h. Infektionen, die zwischen Menschen und Tier übertragen werden, werden relevanter. Damit ist vor allem der Kontakt mit Tieren infolge ihrer Bejagung und des Verkaufs ihres Fleischs, ihrer Körpersekrete oder Felle gemeint. Ein Beispiel ist die Entstehung von Corona als Epidemie und später Pandemie. Die Verbreitung des Virus ist laut aktuellem Erkenntnisstand vermutlich durch den Verkauf und den Genuss von Körperteilen von entweder Schleichkatzen, Fledermäusen oder Marderhunden verursacht worden, die von Menschen getötet, eingefangen, vermarktet und gegessen wurden. [3] |
• | AllergienInfolge der Klimaerwärmung können sich invasive Pflanzenarten (Neophyten) erfolgreicher als bislang in Europa ausbreiten, so zum Beispiel die Ambrosiapflanze. Damit entstehen neue Pollenquellen, die die Allergenexposition für Allergiker erhöhen. Darüber hinaus verändert die insgesamt mildere Witterung, auch in Kombination mit der Luftverschmutzung und einem erhöhten CO2-Gehalt, die Produktion und das Allergiepotenzial von Pollen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich allergische Erkrankungen epidemieartig ausgebreitet. Mehr als 130 Millionen Europäer sind betroffen; vor allem in der jüngeren europäischen Bevölkerung sind Allergien mit über 30 % weit verbreitet. Luftschadstoffe wie Ozon, Stickstoffoxide (NOx) und ultrafeine Partikel befeuern Entzündungsprozesse an den Schleimhäuten der oberen und unteren Atemwege zusätzlich. Hinzu kommt, dass Luftschadstoffe und Aeroallergene miteinander interagieren. Die Urbanisierung trägt durch Luftschadstoffe und die Abnahme der Biodiversität u. a. zur Entstehung und Verschlechterung von Neurodermitis bei. [3] |
2.2 Biodiversität als Gesundheitsressource
Doch nicht nur die Gefahren und Gefährdungen nehmen infolge der Vernichtung von Ökosystemen und Arten zu, sondern auch die (potenziellen) Lösungsmöglichkeiten für alte und neue Gesundheitsgefahren und Krankheiten werden durch den Artenschwund immer geringer.
Arten als medizinische Ressourcen
Denn durch den Verlust der Artenvielfalt beraubt sich die Menschheit unter anderem der weiteren Nutzung dieser Tiere und Pflanzen für medizinische Zwecke und der potenziellen Möglichkeit, bestimmte Arten für zukünftige medizinische und pharmazeutische Therapien zu nutzen, von denen wir heute noch überhaupt keine Vorstellung haben. Doch nicht allein für die Herstellung von Medikamenten und für medizinische Therapien ist die Biodiversität relevant für die menschliche Gesundheit. Allein schon der Aufenthalt in einer Natur, in der vielfältige Lebensformen beheimatet sind, trägt erheblich zur menschlichen Gesundheit bei – insbesondere in Bezug auf die derzeit viel diskutierte Resistenz gegenüber Viren, Krankheiten und Stress. Durch den Aufenthalt in der Natur oder einer „naturähnlichen” Umgebung (wie in den weiter unten behandelten Grünflächen auf dem Betriebsgelände) kommen Menschen mit einer großen Vielfalt an Lebewesen in Kontakt, auch Kleinstlebewesen wie Viren oder Bakterien. [4]
Denn durch den Verlust der Artenvielfalt beraubt sich die Menschheit unter anderem der weiteren Nutzung dieser Tiere und Pflanzen für medizinische Zwecke und der potenziellen Möglichkeit, bestimmte Arten für zukünftige medizinische und pharmazeutische Therapien zu nutzen, von denen wir heute noch überhaupt keine Vorstellung haben. Doch nicht allein für die Herstellung von Medikamenten und für medizinische Therapien ist die Biodiversität relevant für die menschliche Gesundheit. Allein schon der Aufenthalt in einer Natur, in der vielfältige Lebensformen beheimatet sind, trägt erheblich zur menschlichen Gesundheit bei – insbesondere in Bezug auf die derzeit viel diskutierte Resistenz gegenüber Viren, Krankheiten und Stress. Durch den Aufenthalt in der Natur oder einer „naturähnlichen” Umgebung (wie in den weiter unten behandelten Grünflächen auf dem Betriebsgelände) kommen Menschen mit einer großen Vielfalt an Lebewesen in Kontakt, auch Kleinstlebewesen wie Viren oder Bakterien. [4]