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05601 ISO 26000 – Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung

Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung erfolgreich ins Unternehmen integrieren: Der Artikel bietet Fachverantwortlichen praxisnahe Orientierung zur Umsetzung der ISO 26000. Von Menschenrechten über faire Geschäftspraktiken bis zu Umweltschutz und Lieferantenbeziehungen zeigt er konkrete Handlungsfelder auf, in denen Unternehmen Verantwortung übernehmen können – ohne Komplexität zu fürchten. Eine Checkliste und ein Maßnahmenplan helfen dabei.
Arbeitshilfen:
von:
Autor des Beitrags: Jens HarmeierAutor des DIN ISO 26000 Auditprotokolls: Peter Bieniek

1 ISO 26000 – ein Kurzprofil

Die deutsche Fassung trägt den Titel „Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung”, DIN EN ISO 26000 [1]. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Deutschen auch die internationale Bezeichnung ISO 26000 üblich – so auch in diesem Beitrag. Die aktuelle Ausgabe wurde im April 2021 in einer deutschen Fassung veröffentlicht.
Wesentliche Merkmale
Ziel der ISO 26000 ist es, den Unternehmen Führungs- und Steuerungsmechanismen, Werthaltungen, Denkmuster, Verhaltensweisen und Praktiken für die gesellschaftliche Verantwortung nahezubringen. Die Norm zeigt beispielhafte Anwendungen, sogenannte Best Practices, die die Umsetzung und Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Unternehmen unterstützen sollen.
Da der Definitions- und Interpretationsspielraum der ISO 26000 sehr groß ist, kann eine Zertifizierung nach dieser Norm weder formal noch fachlich begründet werden. Somit handelt es sich bei der ISO 26000 ausdrücklich nicht um eine Zertifizierungsnorm, sondern um einen Leitfaden, der die Planung und Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung im Unternehmen erleichtern soll.
Nutzen der ISO 26000
Für Unternehmen, die ihr Management der gesellschaftlichen Verantwortung an der ISO 26000 orientieren, entsteht in mehrfacher Hinsicht ein Nutzen: Die Norm hilft zunächst dabei, das Konzept der gesellschaftlichen Verantwortung in das Management sowie in die strategischen und operativen Unternehmensprozesse zu integrieren. Dies führt zu sinkenden Kosten und steigender Produktivität in der Unternehmensorganisation. Dazu kommt, dass eine verbesserte Reputation des Unternehmens und damit steigendes Konsumentenvertrauen den Absatz steigern und damit die langfristige Lebensfähigkeit des Unternehmens sichern.

2 Inhaltsverzeichnis

Nationales Vorwort
Nationaler Anhang NA (informativ)
Literaturhinweise
Einleitung
1
Anwendungsbereich
2
Begriffe
3
Gesellschaftliche Verantwortung verstehen
3.1
Die gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen: Historischer Hintergrund
3.2
Neueste Trends gesellschaftlicher Verantwortung
3.3
Merkmale gesellschaftlicher Verantwortung
3.4
Der Staat und die gesellschaftliche Verantwortung
4
Grundsätze gesellschaftlicher Verantwortung
4.1
Allgemeines
4.2
Rechenschaftspflicht
4.3
Transparenz
4.4
Ethisches Verhalten
4.5
Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen
4.6
Achtung der Rechtsstaatlichkeit
4.7
Achtung internationaler Verhaltensstandards
4.8
Achtung der Menschenrechte
5
Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung und Einbindung von Anspruchsgruppen
5.1
Allgemeines
5.2
Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung
5.3
Identifizierung und Einbindung der Anspruchsgruppen
6
Handlungsempfehlungen zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung
6.1
Allgemeines
6.2
Organisationsführung
6.3
Menschenrechte
6.4
Arbeitspraktiken
6.5
Umwelt
6.6
Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken
6.7
Konsumentenanliegen
6.8
Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft
7
Handlungsempfehlungen zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung
7.1
Allgemeines
7.2
Beziehung zwischen den organisationsspezifischen Merkmalen und gesellschaftlicher Verantwortung
7.3
Gesellschaftliche Verantwortung einer Organisation erfassen
7.4
Verfahren zur Integration gesellschaftlicher Verantwortung in die Organisation
7.5
Kommunikation zur gesellschaftlichen Verantwortung
7.6
Verbessern der Glaubwürdigkeit im Kontext gesellschaftlicher Verantwortung
7.7
Bewertung und Verbesserung der Handlungen und Ansätze zur Umsetzung gesellschaftlicher Verantwortung einer Organisation
7.8
Freiwillige Initiativen zur gesellschaftlichen Verantwortung
Anhang A (informativ): Beispiele freiwilliger Initiativen und Hilfsmittel für die gesellschaftliche Verantwortung
Anhang B (informativ): Abkürzungen
Literaturhinweise
Abbildung 1 zeigt den Aufbau der ISO 26000 und das Zusammenwirken der einzelnen Elemente der Norm.
Abb. 1: Aufbau und Inhalt der ISO 26000 [2]

3 Praxishilfen zur Umsetzung der Kernthemen

Im Folgenden werden die Handlungsfelder der Kernthemen der ISO 26000 aufgeführt und zu ausgewählten Handlungsfeldern Wege, Maßnahmen und Beispiele für die Umsetzung in die Praxis aufgezeigt. In der Norm wird darauf verwiesen, dass der Prozess der Umsetzung und Integration der Maßnahmen der gesellschaftlichen Verantwortung nicht für jedes Kernthema in der gleichen Geschwindigkeit zu erfolgen hat.
Handlungsfelder der ISO 26000
Nach ISO 26000 sollte jedes Unternehmen alle Kernthemen prüfen, um festzustellen, welche Handlungsfelder relevant sind. Bei der Einschätzung der Relevanz sollten kurz- und langfristige Ziele berücksichtigt werden. In der Norm wird darauf hingewiesen, dass sich für die Zukunft weitere Handlungsfelder ergeben können, da die Aspekte gesellschaftlicher Verantwortung die Erwartungen der Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt widerspiegeln und daher Veränderungen unterliegen. Es ist zu beachten, dass die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Handlungsfeld zu einem Zielkonflikt mit einem anderen Handlungsfeld führen kann. In der ISO 26000 wird darauf verwiesen, dass Programme und Maßnahmen zur Umsetzung der gesellschaftlichen Verantwortung für kleine und mittlere Unternehmen nicht komplex oder teuer sein müssen.

3.1 Kernthema „Organisationsführung”

Das Kernthema „Organisationsführung” unterscheidet sich in seiner Art von den anderen Kernthemen dadurch, dass das Unternehmen durch eine effektive Organisationsführung in die Lage versetzt wird, Maßnahmen zu anderen Kernthemen und Handlungsfeldern zu ergreifen und umzusetzen. Handlungsfelder werden hier nicht explizit aufgeführt.
Strategieentwicklungsprozess
Wichtig ist, dass die Aspekte der gesellschaftlichen Verantwortung im Strategieentwicklungsprozess berücksichtigt werden, insbesondere bei der strategischen Zielplanung, der Umwelt- und Unternehmensanalyse, bei der Erarbeitung von strategischen Optionen, bei der Strategiewahl und bei der Strategieimplementierung. Abbildung 2 zeigt den Strategieentwicklungsprozess.
Abb. 2: Strategieentwicklungsprozess [3]

3.2 Kernthema „Menschenrechte”

Das Kernthema „Menschenrechte” umfasst gemäß ISO 26000 folgende acht Handlungsfelder:
Acht Handlungsfelder
1.
Gebührende Sorgfalt,
2.
Menschenrechte in kritischen Situationen,
3.
Mittäterschaft vermeiden,
4.
Missstände beseitigen,
5.
Diskriminierung und schutzbedürftige Gruppen,
6.
Bürgerliche und politische Rechte,
7.
Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte,
8.
Grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit.
Gesetzgebung beachten
Beim Umgang mit Menschenrechten geht es insbesondere darum, deren Missachtung zu vermeiden, indem sichergestellt wird, dass alle Unternehmensaktivitäten nicht gegen menschenrechtsbezogene Gesetze oder Standards verstoßen. Eine Mindestanforderung zum Schutz der Menschenrechte besteht in der Beachtung der einschlägigen nationalen Gesetzgebung. Um dieser Anforderung zu genügen, ist im Unternehmen ein Prozess zu implementieren, der die Kenntnis und Umsetzung der nationalen – bei international agierenden Unternehmen – auch die internationalen Rechtsvorschriften sicherstellt. Dazu gehören insbesondere
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